Alles, was ihr über Schottlands Auswahl wissen müsst
»Absolut keine Grauzone«
Alte Haudegen, ein »Scottish Cafu« und ein junges Talent, das noch nie schottischen Boden betreten hat. Die Mannschaft des deutsche Gruppengegners im Überblick.

David Marshall (30, Cardiff City)
David Marshall stand erstmals im Jahr 2004 für Schottland zwischen den Pfosten, bis heute hat er trotzdem nur 19 Einsätze vorzuweisen. Lange musste er Craig Gordon den Vortritt lassen, wenn er dann doch einmal spielte, verloren die Schotten zumeist hoch, ohne das es sein Verschulden war. Inzwischen im Herbst seiner Karriere, durfte er in dieser EM-Quali alle Spiele bestreiten, Marshall weiß das zu schätzen: »Ich musste jahrelang auf Einsätze warten, daher sind sie jetzt, wo ich älter bin, umso wertvoller.«

Alan Hutton (30, Aston Villa)
Mit 45 Einsätzen für Schottland ist Allan Hutton einer der Routiniers der Nationalmannschaft und spielt bei Aston Villa in der Premier League. Das aber auch erst so wirklich seit dieser Saison, vorher standen für ihn Leihen nach Mallorca oder zu Nottingham Forest auf dem Programm. Sein Wechsel nach England im Jahr 2008 zu Tottenham ging für Hutton, von den abgebenden Rangers als »Scottish Cafu« angepriesen, gründlich daneben. Inzwischen ist er ein solider rechter Verteidiger.

Russell Martin (29, Norwich City)
Martin merkte vor einem Nationalmannschaftsspiel 2013 gegen Kroatien an, dass er selbst von schottischen Taxifahrern, die ihn chauffieren, nicht erkannt werde. Nach inzwischen 19 Spielen für Schottland dürfte das anders aussehen. Auffällig ist der in Brighton geborene Sohn eines Schotten auf dem Platz allerdings nicht, sondern ein eher der Typ »Pflichtbewusster Innenverteidiger«. In Norwich kann Martin wohl eher nicht unerkannt über die Straße gehen, dort ist er Kapitän und bestritt 209 Spiele für den Klub.

Charlie Mulgrew (29, Celtic Glasgow)
Im Hinspiel stand Mulgrew zwar 94 Minuten auf dem Platz, sah kurz vor Schluss allerdings noch Gelb-Rot. Bei Celtic ausgebildet, musste er den Umweg über verschiedene Leihstationen nehmen, bevor er 2010 wieder bei den Grün-Weißen landete, für die er inzwischen 122 Spiele bestritt. Im Nationalteam steht er erst seit 2012 - nachdem er damit drohte, sich für die USA anzubieten, wenn er weiterhin nicht für Schottland nominiert werden würde.

Andrew Robertson (21, Hull City)
Der jüngste Spieler im Kader wuchs in Glasgow auf und spielte in der Jugend für Celtic, wo er im Alter von 15 aufgrund seiner schmalen Statur aussortiert wurde. Im Alter von 19 kam er trotzdem zu seiner Premiere im Nationalteam, und was er da zeigte, schien seinem Coach sehr zu gefallen, der zu Protokoll gab: »Als Andy auf den Platz kam und zum ersten Mal den Ball berührte, brachte er ihn direkt über 30 Meter. Ich dachte, das ist fantastisch. Absolut keine Grauzone, er tut, was er tut. Ich liebte diese erste Ballberührung.«

Grant Hanley (23, Blackburn Rovers)
Nach seiner Verletzungspause kehrt auch Grant Hanley zurück in den Kader der Schotten. Der Innenverteidiger gehört zur jungen Garde, war Kapitän der Jugend-Nationalteams und feierte sein Debüt in der A-Mannschaft im Alter von 19. Inzwischen hat er bereits 17 Spiele vorzuweisen. Seit 2009 bei den Rovers angestellt sammelte er bereits Erfahrung in der Premier League und ist ein wichtiger Rückhalt im Team der Schotten.

Ikechi Anya (27, FC Watford)
Urspünglich war ihm als Spross Glasgower Bildungsbürger eine akademische Laufbahn zugedacht, in Oxford begann jedoch stattdessen seine Karriere als Fußballer. Im Alter von 16 Jahren stand der Rangers-Fan bereits im Kader der Wycombe Wanderers und hätte auch für England, Nigeria oder Rumänien spielen können - inzwischen sind es 14 Spiele für Schottland. Im Hinspiel gegen Deutschland hatte der Rechtsaußen die große Chance zum zwischenzeitlichen 1:1, fürs Rückspiel hat er sich mehr vorgenommen.

Scott Brown (30, Celtic Glasgow)
Als Rainer Bonhof 2007 Trainer der schottischen U21-Auswahl war, beschrieb er Brown als vielversprechenden, modernen Mittelfeldspieler, der allerdings disziplinäre Defizite hätte. Das ist noch vornehm formuliert, in seiner Karriere stehen insgesamt 90 Gelbe, 3 Gelb-Rote und 2 Rote Karten zu Buche. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist er Publikumsliebling und Kapitän bei Celtic.

James Morrison (29, West Bromwich Albion)
In seinen Jugendjahren spielte Morrison noch für die englischen Auswahlteams, wechselte aber ins schottische Nationalteam, da er seine Chancen, für England zu spielen, für sehr begrenzt hielt. Nichts desto trotz spielte er für Middlesbrough und West Brom in der Premier League und ist mit 39 Spielen für Schottland eine der Stützen der Mannschaft.

Steven Naismith (28, Everton FC)
Als Steven Naismith noch für die Glasgow Rangers spielte, bezeichnete ihn der schottische »Herald« einmal als »den Herzschlag der Rangers«. Inzwischen steht er in den Reihen des FC Everton und ist als vielseitiger Offensivspieler für seinen engagierten, scharfsinnigen Einsatz bekannt. Mit 38 Spielen für Schottland ist er Teil der eingespielten alten Riege des Teams.

Stuart Armstrong (23, Celtic Glasgow)
Der 23-Jährige aus den Reihen von Celtic Glasgow wartet als einziger Spieler im Kader der Schotten noch auf sein Nationalmannschaftsdebüt. Zum ersten Mal nominiert wurde der zentrale Mittelfeldspieler bereits im Juni 2013, Coach Strachan hatte ihn laut eigener Aussage immer auf dem Radar. Nach einer guten letzten Saison und einer Nominierung zum britischen »Young Player of the Year« könnte es jetzt klappen. Eine gute Leistung wäre auch förderlich für die Erfüllung seines Traums: Einem Wechsel in die Bundesliga.

Matt Ritchie (25, Bournemouth FC)
Inzwischen dürfte er das ein oder andere Mal im Land gewesen sein, für das er spielt - vor seinem Debüt gab er zu, noch niemals schottischen Boden betreten zu haben. Der Sohn eines Schotten wurde erstmals diesen März von Coach Strachan berufen, Grund dafür dürfte wohl seine letzte Saison für Bournemouth sein, mit 15 Toren und 17 Vorlagen hatte großen Anteil am erstmaligen Aufstieg in die Premier League. Auch für die Nationalmannschaft traf der Mittelfeldspieler bereits: Beim 1:0-Freundschaftsspielsieg gegen Katar.

Darren Fletcher (31, West Bromwich Albion)
Darren Fletcher muss man nicht großartig vorstellen. Nach 223 Spielen für Manchester United wechselte am »Deadline Day« in letzter Sekunde zu West Bromwich Albion, unter van Gaal spielte er bei den »Red Devils« keine Rolle mehr. Das Spiel gegen Deutschland könnte sein 70. für Schottland sein, ein paar noch und es ständen nur noch der große Kenny Dalglish und Jim Leighton vor ihm. Zuletzt musste der Mittelfeldspieler jedoch auf der Bank Platz nehmen.

Steven Fletcher (28, Sunderland)
Auch er ist einer der vielen Legionäre im schottischen Team und geht für Premier-League-Klub Sunderland auf Torejagd, der Klub holte ihn 2012 für 15 Millionen Euro. Seine Jugend verbrachte der Sohn eines britischen Soldaten - der übrigens nicht mit Darren verwandt ist - unter anderem in Deutschland. Gegen Gibraltar gelangen ihm als erstem schottischen Spieler seit 45 Jahren drei Tore in einem Spiel. Gegen die DFB-Auswahl könnte das allerdings etwas schwerer werden.

Shaun Maloney (32, Hull City)
Der 32-Jährige stand zuletzt für Chicago Fire auf dem Platz, nach nur acht Monaten zog es den Offensivspieler jedoch wieder zurück auf die Insel. Nun ist er einer von drei Spielern im Kader der Schotten, der bei Hull City unter Vertrag steht. Maloney wurde in Malaysia geboren, zog im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Aberdeen und begann seine Profikarriere bei Celtic Glasgow, für die er insgesamt 158 Spiele bestritt.

Gordon Strachan (58, Trainer)
Der Coach aus Edinburgh ist seit 2013 für die schottische Nationalmannschaft verantwortlich, seine Bilanz kann sich bis dato sehen lassen: In 21 Spielen fuhr er elf Siege ein, bei vier Unentschieden und sechs Niederlagen. Schottland könnte unter ihm zum ersten Mal seit 20 Jahren an einer Europameisterschaft teilnehmen. Den gefeierten Ex-Trainer von Celtic, der als Aktiver unter anderem für Aberdeen, ManUnited und Leeds auf dem Platz stand, würde es freuen.